Anfang der neunziger, zu meinem fünften Geburtstag schenkte mir meine Nachbarin eine Kassette des legendären Albums „Thriller“ von Michael Jackson. Diese Kassette lief in meinem Kassettenrecorder über meine gesamte Kindheit rauf und runter. Ende der Neunziger besuchte ich regelmäßig das Musikfachgeschäft „Music“ in der Birnbaumpassage in Stade, in dem unsere Eltern schon ihre Tonträger kauften. Wenn das Taschengeld alle war, schaute ich auch einfach nur zum Reinhören neuer Tonträger vorbei, denn zu dieser Zeit spielte das Internet noch eine Nebenrolle. Meine Auswahl reichte von Limp-Biskuit, Cypress-Hill bis hin zu Rage Against the Machine – musikalisch eine Mischung aus Metall und Rap. Diese Musik inspirierte mich und so kam ich vom kindlichen Gitarrenunterricht zum Hip-Hop.
Der längere Wunsch, mit anderen Jugendlichen eine Band zu gründen, hatte sich von nun an erübrigt. Nun war ich auf mich alleine gestellt. Ich übte mich im Texte Schreiben, kaufte mir die erste BACKSPIN und versuchte mich im Graffitspraying. Über diesen Weg lernte ich neue Freunde kennen und wir besuchten die ersten HIPHOP-JAMS. Wir trafen uns regelmäßig zum „open mic“ in verrauchten Kellern und in einigen Bars und Clubs unserer Kleinstadt. Es fühlte sich so an, als wären wir alle eine große Kommune. Von ihnen bekam ich eine gecrackte Version „Fruityloops“, die ich auf einen alten, ausrangierten 4/86 Computer mit 166mb Arbeitsspeicher und Windows 95 als Betriebssystem installierte. Ich bediente mich diverser Schallplatten und CDs meiner Mutter zum Sampling und übte mich täglich viele Stunden bis in die späte Nacht im „Beats bauen“. Zu Weihnachten bekam ich von meiner Mutter das erste hochwertige Sennheiser-Mikrofon. Von nun war ich auf dem Schulhof bekannt unter dem Namen „Bruder Jakob“ und ich feilte an meiner „realness“.